Dieser Text ist ein Gemeinschaftswerk von Weird & Tugendfurie.
Als Strickerinnen und Spinnerinnen sind wir seit vielen Jahren in Handarbeitscommunities, Foren und Blogs unterwegs, um uns auszutauschen. Mit den Jahren ist uns leider die Lust an diesen Plattformen immer mehr vergangen – warum das so ist, wollen wir mal versuchen aufzuschlüsseln. Wir schreiben hier nur von den zugehörigen Communities, das Handarbeiten selbst lieben wir immer noch heiß und innig .
Wer sich mit Gender Studies und Feminismus beschäftigt. kennt das: die Brille ist nicht mehr absetzbar. Du kannst keinen Schalter mehr umlegen, der es dir ermöglicht, deine Umwelt nicht mehr zu analysieren und auf Stereotype zu untersuchen. So ist das natürlich auch, wenn du dich mit Handarbeiten beschäftigst. Handarbeit für sich muss nichts Hausfrauenklischeebehaftetes sein – ganz im Gegenteil. Leider stellt sich die Szene aber oft genauso dar, auch im Internet.
Bei Betrachtung der bekanntesten deutschen Foren oder Blogs zum Thema Stricken oder Spinnen fällt optisch zuerst ins Auge, dass meistens ein und dieselbe Zielgruppe angesprochen wird, obwohl Handarbeitende natürlich eine diverse Gruppe sind. Die Foren sind in Pastellfarben gestaltet und mit niedlichen Tierfiguren und Blumen geschmückt – ganz wie es der Landlust-Trend vormacht. Alles mutet ein bisschen wie eine Mischung aus pudrigem Kinderzimmer und Bäuerinnenküche an. An sich ist daran nichts auszusetzen, wenn es dafür eine Zielgruppe gibt. Die alternativlose Kombination von Handarbeit und Niedlichkeit sorgt aber für ein Bild, das wir für überholt halten, denn es spiegelt nicht das wieder, was heute eben auch mit Handarbeit verbunden werden kann. Auch in der Szene gibt es vielfältige Geschmäcker und Menschen, aber die werden eben im Mainstream nicht verkörpert – sowas müssen wir dann selbst machen .
Dazu kommt dann die häufige Verwendung von Diminutiven wie „FliPi“ (Es dauerte ewig, bis wir verstanden, dass „Fliegenpilze“ gemeint sind…). Es scheint außerdem so, als wären gerade in Handarbeitsforen besonders viele Frauen unterwegs, die sich nur über ihre Kinder/Ehemänner definieren. Kinderlosigkeit ist eher unsichtbar, im Gegenzug werden heteronormative Familienmodelle als gegeben vorausgesetzt. Kleidungsstücke für Kinder werden als „Mädchenmütze“ bezeichnet und Stoffe mit Flugzeugen und Rennautos sind „für Jungs“. Nicht zuletzt stört uns die Abwertung der eigenen Handarbeit als unwichtiges kleines Hobby, dessen Ergebnis wahlweise verschenkt oder für den Materialpreis oder weniger verkauft wird. Als Rechtfertigung für zu niedrige Preise kommen dabei gerne Aussagen wie „Ich habe ja Freude daran“ oder „Ich mache das ja beim Fernsehen“. Als ob Freude an der Arbeit oder die Tatsache, dass man nicht alle Kapazitäten dafür braucht, die Arbeit selbst schlechter oder wertloser macht. Wir hoffen doch, es gibt noch andere Leute, die Spaß bei ihrem täglichen Job haben und trotzdem Gehalt bekommen – was wäre das sonst für eine traurige Welt?
Ein weiterer Punkt, der uns aufgefallen ist und den wir nicht so richtig nachvollziehen können, ist die fehlende Kreativität. Ja, ihr habt richtig gelesen – fehlende Kreativität in Handarbeitskreisen. Denn meistens geht es darum, Dinge zu reproduzieren: ob es sich um genähte, gehäkelte oder gestrickte Stücke handelt, es wird nach Anleitung gearbeitet. Wir, die wir Art Yarns spinnen, werden häufig gefragt „Und was mache ich dann damit?“, weil Ideen oder Vorstellungen für eine kreative Verarbeitung fehlen. Natürlich gibt es auch kreative Leute, aber die finden sich häufig an Orten fernab des Handarbeits-Mainstreams. Dinge einfach mal neu denken, ausprobieren und aus einer anderen Sicht betrachten sind für uns Kernpunkte der Kreativität (und ja, auch unseres politischen Engagements). Leider endet bei vielen die Kreativität in den Grenzen des neuesten Häkelheftchens vom Kiosk.
Darüber, dass es in Handarbeitskontexten (in Deutschland) oft sehr unpolitisch zugeht, gab es im letzten Jahr schon eine Debatte. Der Ursprungsbeitrag ist dieser , aber wir finden auch die Beiträge von Helga und Distel sehr lesenswert. Helga verweist zudem auf eine Kommentatorin, die eine mögliche Begründung für fehelnde politische Inhalte gibt: Blogger*innen mit kritischen Inhalten werden angefeindet. Für viele scheint die Handarbeit so etwas wie eine Insel oder ein Schutzraum zu sein. Selbstgemachtes zu zeigen löst selten Grundsatzkonflikte aus, sondern gefällt oder gefällt eben nicht. Für einige scheint es dann einem persönlichen Angriff gleichzukommen, wenn beispielsweise daruaf hingewiesen wird, dass rassistische Begriffe keine gute Wahl zur Namensgebung für handgesponnene Garne sind (diesen Fall gab es vor Kurzem in einem Diskussionsforum). Einigen war es anscheinend nicht genehm, ein solch ernstes Thema in ihrer friedlichen Handarbeitsblase besprechen zu müssen und reagierte entsprechend abwehrend. Dass dadurch die Handarbeitsszene aber eben zu einem unsicheren Ort für z.B. Rassismusbetroffene wird, ist einigen Diskussionsteilnehmerinnen entweder nicht klar oder schlichtweg egal. Sie legten größeren Wert darauf, sich selbst zu verteidigen und Politisches aus ihrem Hobby fernzuhalten.
Kritik scheint in der Handarbeitsszene generell eher unerwünscht zu sein. Kommentare unter Blogposts sind meistens positiv und wertschätzend. Das ist irgendwo auch schön und entspannend und einige andere Blogszenen könnten sich hier teilweise eine Scheibe von abschneiden. Statt immer nur zu kommentieren, wenn im Artikel etwas nicht der eigenen Meinung entspricht, falsch ist oder ergänzt werden muss, wäre mehr Lob durchaus wünschenswert. Zustimmung zu Blogartikeln im politischen Kontext wird ja oft einfach durch Schweigen ausgedrückt, was schade ist. Andersrum wäre es uns aber wichtig, wenn in der Handarbeitsszene mehr kritisiert und weniger nach dem Mund geredet wird. Es gibt an einigen Stellen immer Verbesserungsvorschläge und die dürfen auch gemacht werden. Zum Beispiel auch zur Preispolitik einiger Shopinhaber_innen, rassistischen Bezeichnungen und der unerwünschten Reproduktion von Geschlechterstereotypen.
Was bedeutet das alles letztlich für uns? Menschen wie wir, die sich politisch äussern und weiterbilden, ziehen sich aus den üblichen Handarbeitskreisen zurück. Wir haben das Bedürfnis, uns abzugrenzen und zu rechtfertigen dafür, dass wir stricken oder spinnen. Für uns als Feministinnen ist Handarbeit auch immer politisch. Es kostet uns vielfach immer noch Überwindung, aber wir setzen uns bewusst in der Öffentlichkeit oder gar auf politischen Veranstaltungen hin und stricken oder spinnen. Wir wollen zeigen, dass das keine Widersprüche sind und dass die „trutschige Hausfrauenarbeit“ schlicht Handwerk ist. Andersrum lassen auch wir uns an manchen Tagen von den vorherrschenden Geschlechterbildern einschränken und bringen nicht die Kraft auf, mit Stereotypen zu brechen. Das sind die Tage, an denen wir in der Bahn lieber das Sachbuch als das Strickzeug auspacken, damit wir nicht wieder erklären müssen: „Ich stricke, aber…“
25 Kommentare
Da sprecht ihr mir in einigen Punkten echt aus der Seele.
Was die Kreativität angeht, eher nicht so, denn ich bin mehr Handwerkerin als Künstlerin, was das Spinnen und Stricken angeht. D.h. ich will Qualität mehr als „Einzigartigkeit“ und in vielen Handwerken ist das ja so. Also ein gutes Brot muss einfach gut sein und nicht 1000 ungewöhnliche Zutaten enthalten. Ein gutes Brot enthält nicht mehr als 5 Zutaten (in my humble opinion). Eine Tür oder ein Fenster muss nicht die Form eines Seesterns haben und mit Intarsien in allen möglichen Holzarten dekoriert sein, das soll gut schliessen und gut verarbeitet sein. So hab ich das mit dem Stricken auch.
Die „Abgründe des Mainstreams“ – also die üblichen Heteronormativitäten, Rassismen, Ausschlüsse, sind auch immer wieder anstrengend. Von den „Abweichenden“ die ich kenne, haben sich inzwischen einige aus den entsprechenden Foren zurückgezogen und es schmerzt, wenn ich sehe, wie beste Freund_innen von mir voller Freude an gemeinsamen Spinnaktionen oder Strickaktionen teilnehmen und dann in Nebensätzen oder in irgendeinem Kommentar so derartig die Diskriminierungskeule in die Fresse gedroschen kriegen, dass sie sich dauerhaft aus solchen Aktionen heraushalten.
Handarbeitsszene ist auch nicht gleich Handarbeitsszene. Die Strickszene erscheint mir noch relativ fortschrittlich. Immerhin gibt es da überhaupt Leute wie euch 😉
In der Quilt- und Patchworkszene dagegen habe ich mich früher immer so gefühlt, als wäre ich die einzige junge/linke/alternative Person dort überhaupt.
Einerseits fand ich die Gemeinschaft und die Frauen (sind ja meist Frauen) total lieb und nett, aber diese „nicht bös gemeinte“ Ignoranz ist oftmals einfach unerträglich. Und das ist auch die Zwickmühle die einfach konstant bleibt, wenn die „‚Genderbrille“ einmal aufgesetzt ist.
Abschliessend würde ich gerne sagen, dass ich ja welche von euch schon länger über das Internet und auch mal persönlich kenne und mich wie Bolle freue über unsere gemeinsame feministische Einstellung :-). Auch darüber, dass wir dabei geblieben sind und uns all die Jahre nicht haben entmutigen und stumm machen lassen. Ich rufe euch also den alten Satz der grossartigen Elisabeth Zimmermann entgegen: „Knit on, with hope and confidence, through all crisis!“
Ich denke, wir sollten unsere Bubble pflegen aber auch den Kontakt mit dem Mainstream nicht aufgeben, so scheisse das eben von Zeit zu Zeit ist. Aber das ist ne Sache, die jede Person nach ihren Kräften und Gefühlen für sich selbst entscheiden muss, und die Sache von Allen, sich gegenseitig zu unterstützen, damit die Vorraussetzungen für eine „freie“ Entscheidung überhaupt da sind.
Liebe Distel – vielen Dank und die letzten zwei Absätze kann ich so zurückgeben 🙂
Wir hatten ja mal kurz überlegt, den Spinnkult wiederzubeleben, aber Foren sind irgendwie nicht mehr das, was Spaß macht. Mal sehen, vllt fällt uns ja was ein.
Und was du zu solidem Handwerk sagst: Ja, auch. Es geht uns weniger um „Zwang“ zu abgedrehtem Material oder so, sondern zur Möglichkeit, sowas zu machen, ohne schräge Blicke.
Mit der Diskriminierung kommt mir bekannt vor, da ich nun auch nicht dem Mainstream-Hausmütterchen entspreche, sondern kinder- und mannlos mein Leben selbstbestimmt bestreite. Damit kommen schon mal nicht viele mit klar, und ich kaufe niemanden mehr ab, dass sie ihre Bemerkungen „ja nicht böse meinen“.
Leider definieren sich zu viele über Mann und Kinder – und vor allem übers Gehalt vom Mann. So habe ich seinerzeit mal eine Spinngruppe verlassen, weil die Damen immer nur mit ihren vom Mann finanzierten Spinnrädern/Autos/Handys etc. pp. angaben, anstatt mal die Freude an einem gemeinsamen Hobby zu genießen. Das Drumherum, wer was wie teuer hat, ist wichtiger scheinbar als die Tätigkeit und Freude daran selbst. Schade.
Ich finde es auch einfach schade, wenn sich Frauen nicht über das definieren, was sie tun und was ihnen wichtig ist, sondern über ihre Familie*. Mir ist das schon so oft aufgefallen, dass Frauen sich in einem Forum vorstellen und eigentlich erstmal ihre Ehestatus und ihre familiäre Situation aufzählen, bevor dann – vielleicht – mal die Sachen kommen, bei denen es um Interessen und Persönlichkeit geht und die für mithandarbeitende auch viel interessanter sind. Ich meine, für so ein Forum ist es doch total irrelevant, ob ich verheiratet bin und wieviele Kinder ich habe, wenn es inhaltlich um was völlig anderes geht.
Was du von Gehalt und teuren Gegenständen schreibst, finde ich ganz schön heftig – das habe ich bisher noch nicht so geballt mitbekommen.
*Letztendlich finde ich es generell problematisch, wenn Menschen sich nur über andere Menschen definieren, aber die oben genannte Situation ist eben einfach die, die am meisten vorkommt
Danke 🙂 Vielen Positionen kann ich bedingungslos zustimmen. In meiner Familie gibt es mehrere Handarbeitsladeninhaberinnen. Und über die Preispolitik kann ich mich schon seit Ewigkeiten aufregen. Ich wurde schon des öfteren gefragt, ob ich meine Stücke nicht ausstellen wolle und ob ich sie -falls Interesse bestünde- auch verkaufen würde. Meine Preisvorstellungen wurden dann immer als absurd abgetan, das würde für den Preis ja niemand kaufen! Ich sehe auch, wie viele ältere und sehr alte Frauen den Läden zuarbeiten. Ja, natürlich haben sie durch Sockenstricken etc. eine Aufgabe, sind beschäftigt und bessern ihre Rente auf, und sollen ja froh sein, dass sie Geld dafür bekommen. Aber der Stundenlohn der sich dadurch ergibt ist lächerlich, und ersetzt nicht viel mehr als den Kaffee der man bei der Arbeit trinkt. Und jetzt wo ich da mal näher drüber nachdenke, macht mich das so traurig.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich Eure Kritk am nacharbeiten von Anleitungen. Für viele ist das nacharbeiten einer Anleitung schon gar nicht einfach und nicht alle Menschen haben die nötige Zeit oder Ruhe sich mit dem erschaffen von völlig neuen Dingen auseinanderzusetzen und dennoch finde ich, dass auch das Nacharbeiten einer Anleitung ein Statement sein kann. Ich verstehe allerdings gut, dass man sich selbst nicht für das Herstellen von auf dem ersten Blick unbrauchbar erscheinenden Dingen rechfertigen möchte*. Jedoch sind für mich das Nacharbeiten einer Anleitung und das Unverständnis gegenüber z.B Art Yarn zweierlei Dinge.
*ich hab unter anderem an einer Kunstakademie studiert. Ich kenne diese Sprüche zur Genüge 😉
Natürlich spricht nichts dagegen, Anleitungen nachzumachen – machen wir ja auch (siehe das Häkelbild hier). Aber oftmals reproduziert genau das z.B. auch Körperbilder (weil es z.B. nur Bilder von dünnen Frauen in diesem oder jenem Kleid gibt bzw. keine Anleitung für große Größen) oder den gängigen Modemainstream. Da auch mal ausprobieren dürfen und die Augen über den Tellerrand richten, das ist, was uns fehlt. Eben nicht nu Vorgegebenes nachmachen, sondern mehr den kindlichen Blick bewahren.
Was du zu Preisen sagst, kennen wir leider auch so…
Das ist wirklich interessant. Ich empfinde es nämlich auch so wie Cat, dass sich die Nähbloggerinnenszene da scheinbar etwas anders verhält.
Gerade beim MeMadeMittwoch gibt es immer wieder tolle innovative Beispiele, wie Schnittmuster interpretiert werden können und auch abweichende Körperbilder. Vor allem wird dort schnell offenbar, dass jeder Körper abweicht von der Norm. Schnittmusteränderungen sind das normalste von der Welt. Das würde ich zwar einerseits noch unter Handwerk einsortieren, aber auf der anderen Seite wird durch das Zeigen dieser handwerklichen Fähigkeit ziemlich deutlich: *den* Normkörper gibt es nicht. Und ich bin fest davon überzeugt, dass es hilft, das Handwerk zu beherrschen, um wirklich kreativ werden zu können. Denn der kindliche Blick ist das eine, wirklich befriedigen tut mich mein kreatives Werk erst dann, wenn es auch so aussieht, wie ich es mir vorstelle. Und dafür muss ich handwerklich gut sein. Und das werde ich nur, indem ich übe, übe, übe. Und das tu ich in der Regel eben durch Nachmachen.
In die Nähszene habe ich so gar keinen direkten Einblick und ich finde interessant, was du schreibst. Die Veränderung von Schnittmustern bzw Anleitungen dürfte ja eigentlich auch auf die Strickszene zutreffen, da es ja vielfach darum geht, für sich selbst oder eine bestimmte Person tragbare und passende Dinge herzustellen. Da werde ich mal ein bisschen bei Ravelry gucken, ob dazu was zu finden ist.
Nochmal ein Wort zum Arbeiten nach Anleitungen, auch wenn Faserpiratin ja schon was dazu gesagt hat: natürlich spricht nichts dagegen, Dinge nachzuarbeiten und ich finde deinen Einwand gut und berechtigt, dass Üben durch Nachmachen passiert. Aber für die Kreativität ist ja neben der Beherrschung des jeweiligen Handwerks auch Inspiration und die Fähigkeit, sich etwas (neues) vorzustellen wichtig. Es geht für mich also weniger darum, dass eine*r nicht ohne Anleitung arbeiten kann und mehr darum, dass viele sich scheinbar jenseits von Anleitungen nichts vorstellen können. Das ist natürlich verallgemeinert und trifft längst nicht auf alle zu (und es gibt schließlich genügend Leute, die sich die ganzen tollen Anleitungen ausdenken!), aber das ist etwas, was uns in den letzten Jahren einfach immer und immer wieder aufgefallen ist.
Ich kenne das auch eher so, dass eins Anleitungen aus verschiedensten Gründen nicht zu 100% nacharbeitet. Anderes Garn, andere Größe etc. Das schöne bei ravelry ist auch, dass von den Anleitungen selbst nur ein Klick entfernt die Arbeiten der Strickenden zu finden sind. An normalen Menschen, ohne Modelmaße. Bei einer Zeitschrift hat man diese „Zurechtrückung“ der Wahrnehmung ja nicht.
Falls ihr mit „Ursprungsbeitrag“ den Blog von Cat-und-Kascha meint: Der ist umgezogen hierher
http://allures-und-couture.blogspot.de/2012/03/gender-matters.html
Außerdem in dem Zusammenhang auch noch interessant:
http://featurette.de/wo-sind-eigentlich-die-frauen-diy-blogs-der-me-made-mittwoch-und-die-unsichtbare-macht-im-internet/#more-303492
und die Kontroverse, die dieser Beitrag in der Nähbloggerinnen-Szene ausgelöst hat (Feminismus ist nämlich für viele iiih bäh!)
http://talentfreischoen.blogspot.de/2013/05/ist-das-huhnerei-politisch-gedanken-zu.html
Danke für diesen Artikel. Im Grunde ist es doch schade, dass wir uns dann aus den üblichen Handarbeitskreisen zurückziehen und damit dem unpolitischen das Feld überlassen. Ich kann das immer ganz schlecht verstehen, wenn ich in solch eine Atmosphäre hereingerate, dass es wirklich funktioniert, nicht den Zusammenhang zu sehen zwischen dem eigenen Handeln und der politischen Komponente dabei.
http://allures-und-couture.blogspot.de/2012/03/gender-matters.html
Da ist der ursprüngliche Beitrag. Es hat sich seitdem unter den Nähbloggerinnen schon viel getan, die Szenen haben sich sehr ausdifferenziert, zum einen nach handwerklichen Kriterien, zum anderen aber auch nach Niedlichkeits- und ich sag mal „Flipi“-Liebe und außerdem auch nach gesellschaftspoltischen Reflexionen des eigenen Tuns. Mir geht es also genau andersrum als euch, ich finde immer mehr meinesgleichen und muss mich mit der Niedlichfraktion eigentlich gar nicht mehr befassen. Es war aber auch eine Menge Initiative und Arbeit von mir und ein paar anderen (z.B. die Crew vom Me Made Mittwoch) nötig, um da was Neues zu setzen. Hat sich aber gelohnt!!!
Lg Cat
Danke für den Link, hab ich nachgetragen 🙂
Bei uns ist es eher so, dass wir die emanzipatorischen Menschen schon vorher kannten und uns dann in der Handarbeitsszene wiedertrafen. Das ist schön, aber eben auch schade, dass man ein kleines Grüppchen bleibt. Aber klar, netzwerken hilft bei sowas. Es ging uns bei diesem Artikel auch viel um einen Gesamteindruck.
Vielen lieben Dank für diesen schönen ernsten Artikel!
In Handarbeitsforen bin ich selbst nicht aktiv. Manchmal stoße ich auf der Suche nach Anleitungen/Hilfestellungen auf diese Foren und das Bild, das ich von jenen oberflächlich bekommen habe, deckt sich in etwa mit dem, was ihr hier vermittelt.
Ich für meinen Teil stricke oder häkle sehr gern überall, wo ich mich aufhalte. In der Kneipe. Im Bus. In der Uni. Ganz egal wo und ich liebe es auch ein bisschen, damit aufzufallen und anerkennende, verwirrte oder belustigte Blicke zu ernten; weil meine Erscheinung auch alles Andere als stereotyp für eine Strickerin nach Vorstellung der Handarbeitsforen ist. 😉
Ich hatte immer mal überlegt, in der Uni einen Aushang zu machen, um eine möglichst unkonventionelle geschlechtergemischte Handarbeitsgruppe zu gründen. Werde ich vielleicht bald mal in Angriff nehmen 🙂
Liebe Grüße, Lara
Die Handarbeitsgruppe ist eine tolle Idee! In Berlin gibts z.B. einen queer-feministischen Stricktreff, der toll ist.
Mir geht es ansonsten wie dir. Ich stricke total gerne unterwegs und draussen und mag die Blicke der Leute. Besonders, wenn ich am Rechner oder mit Strickzeug in der einen und Handy in der anderen Hand dasitze 😉
Was mich, außer den oben angesprochenen Punkten, noch viel mehr ankotzt, ist diese rücksichtslose *ich-wohn-in-meiner-heilen-welt*-masche, die sich null Gedanken darüber macht, wo das herkommt, was man da verarbeitet. Acrylgarn von Penny kaufen und dann darauf verweisen, dass man ja nicht so viel Geld fürs Hobby hat. Und wenn dann darauf hingewiesen wird, dass man mit dieser Billigwolle unterstützt, dass andere Leute in anderen Ländern noch viel weniger als wenig bekommen, weil sie für 3€ im Monat chemiebelastete Billigwolle für Penny herstellen, rumweinen und Threads löschen.
Das ist einer dieser Punkte, die ich unter „unpolitisch“ zusammenfassen würde. Keine Gedanken machen, was man da eigentlich tut – eben in vielerlei Hinsicht.
[…] “Ich stricke, aber…” – Artikel von Faserpiratin und Weird […]
[…] Handarbeits-Communitys und was an denen problematisch ist, schreiben Faserpiratin und Weird auf Der k_eine […]
Ich bin gerade auf diesen Beitrag gestoßen und bin ganz ganz froh, dass hier mal eine Menge Gedanken aufgegriffen werden, die ich mir auch mache:
Das für mich irgendwie kritische bis subversive und kreative Potential davon, Dinge selbst zu machen und damit auch Dinge anders zu machen, wird erschreckend wenig genutzt. Vor einiger Zeit habe ich nach gutem Do-it-yourself-Content gesucht, aber überraschend wenig gefunden. Ähnliches bei Rezeptblogs.
Danke, dass ihr das Thema mal aufgegriffen habt.
Danke fuer diesen Beitrag.
Die „Heile Welt“ maedels, die es nicht moegen, wenn man sie aus dem Dornroeschenschlaf wecken will machen manchmal echt das Leen schwer.
Anleitungen nacharbeiten ja, aber … wer schreibt die denn? das muss doch auch jemand machen, oder ist da auch der magische Glaube (der bis zum 8. Lebensjahr normal ist) noch vorhanden, dass die wie durch Zauberhand einfach irgend wo her aus dem Feenstaub kommen?
Rant zuende, der konstruktive Teil kommt jetzt,
Es gibt solche und sone Foren, und Platformen. Ich hoffe, dass es die Nichen fuer die „Sonderlinge“ von denen ich auch einer bin noch lange geben wird, und sie auch auffindbar bleiben.
In erster Linie sehe ich mich als Mensch, der auf der Erde weilt fuer eine kurze Zeit, und ein gutes Leben haben moechte, in dem er der Gemeinschaft beitragen kann, was ihm moeglich ist, ohne dass aus Angst vor Andersartigkeit das Leben schwer gemacht wird.
Das Ihm ist als ungeschlechtlich gemeint, denn eigentlich ist es doch egal, ob da ein Y chromosom oder ein X im Genom ist, Homo Sapiens sollten wir alle gemeinsam haben.
Mir wachsen gerade Eckzähne. Bitte überprüfe bei Gelegenheit die Verwendung des Begriffes Hausfrau in diesem Artikel und beziehe die Faktoren ein, warum das in dieser Gesellschaft, hier und heute, ein abwertender Begriff ist.
Und ja, es gibt mainstream, fast die ganze Gesellschaft besteht daraus. Natürlich benutzen die auch das Internet und machen Handarbeiten. Und wenn es dir auf die Nerven geht, mit ihnen zu kommunzieren:
es steht dir frei, es zu lassen.
Es steht dir frei, Alternativen aufzuzeigen. Es steht dir frei, gänzlich offline zu leben.
Es steht dir vor allem frei und ich bitte dich herzlich in Zukunft, das zu tun, zu differenzieren.
Es „wird“ nämlich nicht in „der Handarbeitsszene“ dies oder jenes getan, sondern da sitzen echte Menschen an der Tastatur, einzelne. Sie haben ihre Gründe, dies oder jenes zu tun, wie du auch.
Und sag bitte nicht immer wir. Ich bin stolz, trutschige Hausfrauenarbeit zu machen. Ist nämlich Frauenarbeit, ist genau so viel wert wie Männerarbeit („Handwerk“).
Selten, selten, sehr selten hinterlasse ich Kommentare zu Artikeln. Diesen fand ich sehr interessant zumal ich mir in letzter Zeit wieder vermehrt Gedanken mache zu *ismus-Themen.
Das ich meinen Lebensunterhalt mit Stricken verdiene ist sicherlich ungewöhnlich und ich bekomme meist positive, interessierte Reaktionen darauf. Aber ich kenne es auch nur zu gut, dass dem kein angemessener monetärer Wert zugedacht wird. Anders als bei anderem Handwerk. Und ich kann den Autorinnen nur zustimmen, dass viele, die ihre Werke verkaufen, ihrer Arbeit viel zu wenig Wert beimessen. Traurigerweise auch oft ihren Fähigkeiten oder Fehler zu machen. Daher die Tendenz, sich nicht zu trauen, eigene Vorstellungen umzusetzen. Aber da hilft es doch nur, sich in Gruppen zu treffen, wo Menschen sind, die Mut machen.
Jetzt meine Kritik: Ich bin Mutter von zwei kleinen Kindern. Ich habe einen Mann. Ich bin mehr oder weniger zuhause und er geht arbeiten. Ich bin Akademikerin. Ich mache Handarbeiten, sogar beruflich. Kurz, ich bin die perfekte Mainstream Öko-Spießerin.
Ich bin gerne mit meinen Kindern zusammen. Ich bin gerne mit meiner Familie zusammen und klar, ich rede über sie (privat, sonst nie im Netz). Und ich finde den Druck furchtbar unter dem Mütter heute stehen, doch bitte so schnell wie möglich wieder zu arbeiten, denn das machen moderne Frauen doch heute so. Und bitte ein eigenes Leben ohne die Kinder haben und „sich nicht darüber definieren“, wie hier gefordert. Warum soll frau das nicht? Ich kann auch mit Mann und Kindern mein Leben selbstbestimmt gestalten (@Silke). Warum will mir das jemand absprechen?
Ich bin in meinem Leben häufig diskriminiert worden. Menschen grenzen sich untereinander ab. Traurig, dass ich es hier werde, von Menschen, die meinen, absolut niemanden ausschließen zu wollen und alle so zu akzeptieren, wie sie sind. Wo war die am Anfang des Artikels erwähnte Brille denn da?
Es geht nicht darum, dass du deine Familie nicht toll und wichtig für dich finden darfst.
Wir persönlich finden es einfach wichtig, dass Personen als solche noch vorhanden sind und nicht hinter denen zurückstehen, mit denen sie zusammenleben und für deren Versorgung sie (teilweise) zuständig sind. Wenn ich mich mit einer Freundin unterhalte, interessiert mich eben, was SIE tut und nicht (hauptsächlich), was die Partner*innen machen.
Vielen Dank für diesen Beitrag, der mich tüchtig ins Grübeln gebracht hat.
Für mich ist die Beschäftigung mit kreativen Themen (Fotografie, Stricken, Spinnen, Kochen) neben Sport der wichtigste Ausgleich zu meinem Job. Ich habe ich schon seit Jahren keinen Fernseher mehr – Langeweile ist mir trotzdem fremd ;-).
Neben dem aktiven Teil – also des Selbermachens, Bloggens und Podcastens – verbringe ich viel Zeit damit, im Internet Techniken zu recherchieren oder Inspirationen zu erstöbern. Mindestens 80% meiner Quellen (Blogs und/oder Podcasts) sind englischsprachig. Aus irgendeinem Grund klickt es bei mir dort wesentlich häufiger, vielleicht sorgt die pure Menge des verfügbaren Materials dafür, dass mehr (für mich) attraktiver Content da ist … vielleicht.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich die angelsächsische Blogosphäre als wesentlich selbstbewusster empfinde, was den Umgang mit der faserigen Leidenschaft angeht (oder ganz generell mit DIY-Themen). Das fängt beim Wording an „Fiber Arts“ statt Handarbeit, drückt sich oft aber auch im Schreibstil oder anderen Kleinigkeiten aus. Diese Art „anziehendes“ Selbstbewusstsein findet man z.B. auch bei RosaPe, Cat-und-Kascha oder den anderen Damen vom MeMadeMittwoch, die ich großartig finde.
So sehr ich dieses Selbstwusstsein bei anderen schätze … mich selbst ertappe ich immer wieder dabei, dass ich z.B. meine Fotografie nach außen hin offener kommuniziere, als die Tatsache, dass ich es liebe, zu spinnen oder zu stricken. Auf meinem twitter-Stream rede ich kaum über „meine Fusseln“ und auch im Beruf kehre ich mehr die technik-affine, digitale Seite heraus. Letztlich muss ich mich schon fragen (lassen), welchem Rollenbild ich da zu entfleuchen versuche. Wer im Glashaus sitzt. Ihr wisst schon.
Selbstbewusstsein ist hier ein sehr guter und wichtiger Begriff, finde ich – danke für deinen Kommentar!