[Nachtrag vom 15.07.2015: Bravo.de hat den Artikel am Abend des 14.07.2015 offline genommen und heute eine Stellungnahme veröffentlicht.]
Wow! Hättest Du gedacht, dass Du mit einem Lächeln jedes süße Mädchen verzauberst? Oder dass rote Kleidung ihre Blicke fesselt und eine gute Haltung Dich viel taffer und noch begehrenswerter erscheinen lässt? Wir verraten Dir 100 superleichte Tipps – mit RIESIGER Wirkung!
Beauty: Funkelaugen, Apfelbäckchen: Mit ganz einfachen Tricks wirst Du noch schöner und anziehender für Mädels!
1 Betone Deine Lippen mit Gloss. Das lässt sie voller erscheinen, wirkt sexy und zieht die Blicke der Mädels auf Dich.
2 Damit gehst Du Deinem Schwarm nicht mehr aus dem Kopf: Trage jeden Tag dasselbe Parfüm. Riecht sie es irgendwo an anderen Boys oder Männern, denkt sie sofort an Dich.
3 Es gibt nur eine Frisur, die alle Mädels lieben: keine! Haare offen ist der absolute Top-Favorit von Mädchen.
4 Rasiere regelmäßig Deine Beine und Achseln. Boys, die sich gut pflegen, wirken sexy auf Mädels. Sie mögen es, wenn ein Junge sich Mühe mit seinem Aussehen gibt.
5 Viele Mädels stehen auf frische Boywangen. Benutze immer Rouge – das wirkt gesund und sexy auf Mädchen!
6 Alle Boys in Deiner Klasse schminken oder frisieren sich ähnlich? Wunderbar – dann style Dich ganz anders. Einzigartigkeit fällt Mädels positiv auf!
7 Trage keinen farbigen Lack auf deinen Nägeln. Viele Mädels finden das mackermäßig. Besser: durchsichtiger Lack.
8 Schmink Dich jeden Tag anders. Wer immer gleich aussieht, wird irgendwann unsichtbar für Mädels.
9 Wie du weißt, erregst Du die Aufmerksamkeit eines Mädchen auch über Deinen Duft. Sprühst Du Dein Parfüm ins Haar, hält es länger.
10 Betone Deine Augen mit Wimperntusche. Das verleiht Deinem Blick mehr Strahlkraft und wirkt sexy auf Mädels.
11 Kaum zu glauben, aber Mädels lassen sich von kleinen Accessoires beeindrucken. Mach Dir z.B. eine Klammer ins Haar – das lenkt den Blick auf Dich.
12 Hab immer Zahnpflegekaugummis dabei. Die sorgen für frischen Atem und Du kannst sie deinem Schwarm anbieten – so kommt ihr auch noch leichter ins Gespräch!
13 Mach Dich nicht verrückt wegen eines Pickelchens oder Deiner Zahnspange. Beides haben auch Mädels. Je entspannter Du Deinem Aussehen gegenüber bist, umso schöner wirkst Du!
14 Benutze eine Glanzspülung. Damit sieht Dein Haar gepflegter aus. Und Mädels achten besonders auf schöne Haare!
15 Mädels fallen lächelnde Boys eher auf als finster dreinblickende. Freundlichkeit wirkt anziehend!
16 Wer aufrecht geht und steht, wirkt nicht nur größer, sondern auch reifer. Und Mädels werden von reiferen Boys magisch angezogen.
17 Guck Deinen Schwarm an – auch wenn sie Dich gerade nicht sieht. Sie spürt sicher Deinen Blick auch auf größere Entfernung und wird sich gleich nach Dir umdrehen.
18 Ahme ihre Gesten nach: Lehnt sie sich nach rechts, lehnst Du Dich ebenso in die Richtung, stützt sie den Kopf auf die Hände, machst Du das auch. Dadurch nimmt sie Dich unterbewusst als total sympathisch wahr.
19 Sprichst Du mit Deinem Schwarm, versuch sie leicht zu berühren. So schaffst du mehr Nähe und sie fühlt sich mehr zu Dir hingezogen.
20 Der Klassiker: Stolpere in Deinen Schwarm hinein. Entschuldige Dich überschwänglich bei ihr. Sie wird Dich total niedlich finden, weil Du ein kleiner Tollpatsch bist.
21 Guck sie an. Guckt sie zurück, wende Deine Augen ab. Sie wird sofort wieder versuchen, Deinen Blick zu erhaschen, weil Du so sexy, unerreichbar und geheimnisvoll wirkst.
22 Deine Traumfrau kommt an Dir und Deinem Freund vorbei? Tut so, als hättet ihr den Spaß eures Lebens und lacht laut. Mädels lieben witzige Boys.
23 Geh langsam und aufrecht an deinem Schwarm vorbei. Ruhige Bewegungen lassen Dich älter und selbstbewusster wirken!
24 Wenn Du mit einem Mädchen sprichst, spiele dabei mit einer Strähne Deines Haares. Das wirkt jungenhaft und ziemlich süß!
25 Flirte mit den Augen! Lass Deinen Blick einmal von oben nach unten über sie wandern. Schenk ihr dann ein kleines Lächeln und geh einfach weiter. Sie wird wahnsinnig werden vor Neugier, was Du jetzt über sie denkst. Von nun an sucht sie Deine Nähe – wetten?
26 Egal, mit wem Du sprichst – hör nicht auf, während des Redens zu lächeln. Das lässt Dich charmanter wirken – und das nicht nur bei Deiner Gegenüber. Beobachtet Dich Dein Schwarm dabei, wirkst Du auch auf sie süßer und sexier.
27 Stell Dich ruhig mal alleine in die Nähe Deines Schwarms. So erregst Du eher die Aufmerksamkeit der Mädels, als wenn Du in einer Gruppe mit anderen süßen Boys stehst.
28 Und: Boys, die allein unterwegs sind, wirken reifer, interessanter, geheimnisvoller und zugänglicher. Je mehr andere Boys um dich herum sind, umso niedriger Deine Chance, angesprochen zu werden.
29 Tu für eine Weile so, als wäre Dein Schwarm Luft. Mach das aber so, dass sie es merkt. Deine Ablehnung wirkt wie ein Magnet auf sie.
30 Wenn Du Dich mit einer schnuckeligen Frau unterhältst, schau ihr bewusst nur in ein Auge. Damit wirkst Du ruhiger und konzentrierter. Das ist die absolute Charme-Hypnose!
31 Halte Deine Hände ruhig, wenn Du mit einem hübschen Mädchen sprichst. So wirkst Du gefasst und sicher und nicht so kindisch wie andere Boys.
32 Acht darauf, öfter mal Deine Haare aus dem Gesicht zu streichen. Und zwar so, dass Du Deinen Hals freilegst. Auf Mädels wirkt das betörend sexy.
33 Sprich ein wenig tiefer, wenn Dein Schwarm in der Nähe ist. Das wirkt sexy und reifer.
34 Hände aus dem Gesicht! Wer an den Lippen knibbelt oder Nägel kaut, wirkt abtörnend.
35 Stehst Du auf dem Schulhof oder an der Bushaltestelle, dann überkreuz mal Deine Beine. Diese Pose lieben Star-Boys, weil sie schlank macht und sexy wirkt!
36 Du willst einem Girl in der Schule auffallen? Dann stell Dich an den Rand des Schulhofs. Wer in der Mitte steht, wird leider ganz gern übersehen!
37 Wirf öfter mal Dein Haar lässig zurück. Das wirkt überlegen und zeigt, dass ein Mädchen sich ins Zeug legen muss, um Dich zu erobern. So weckst Du ihren Jagdinstinkt!
38 Guck Mädels eher immer leicht von unten an. Das wirkt am süßesten auf Mädchen!
39 Nur laute Boys fallen auf? Stimmt nicht. Wer sich ruhig verhält, wirkt geheimnisvoller und damit interessanter auf Mädels.
40 Wenn Du schon die Hände in Taschen stecken willst, dann in Deine Potaschen, nicht die vorderen. Diese Pose wirkt offener, Du stehst gerader und kommst präsenter und cooler rüber.
41 Guck beim Gespräch mit einem Mädchen nie woanders hin als in ihre Augen bzw. ihr Gesicht. Sie nimmt Dich dann intensiver wahr!
42 Mach nicht jeden Trend mit! Je individueller Du Dich kleidest, umso eher stichst Du aus der Masse heraus und einem Mädel ins Auge.
43 Binde Dir einen orangen- oder pfirsichfarbenen Schal um. Der bringt Deinen Teint zum Leuchten und lässt Dich attraktiver wirken.
44 Zieh die Ärmel Deines Pullis etwas über Deine Hände. Das wirkt unverschämt sexy und zugleich sooo süß auf Mädels!
45 Ebenfalls total süß und männlich macht Dich eine Jacke mit Kunstpelzkapuze. Zieh sie Dir über und wecke so die romantische Ader in allen Mädels!
46 Du willst eine sexy Ausstrahlung? Dann wähle ein Top, dessen Ausschnitt eine Schulter rausblitzen lassen kann.
47 Klimpernde Armreife senden akustische „Werd auf mich aufmerksam“-Signale an Mädelsohren.
48 Dezente, funkelnde Ohrringe unterstreichen das natürliche Glitzern Deiner Augen. Unwiderstehlich!
49 Mädels stehen auf Boys, die reifer rüberkommen. Hierfür sind Perlen der absolute Geheimtipp. Sie machen Dich in Form von Ketten oder Ohrringen schlagartig viel älter.
50 Du willst bei Mädels Sympathien wecken? Das geht am besten mit Karo-Klamotten. Die wirken frech, freundlich und machen aus Dir einen Boy zum Pferdestehlen!
51 Zieh nie zwei Tage hintereinander dieselben Klamotten an. Mädels fallen nur neue Eindrücke auf!
52 Du hast eine große Schwester? Super. Schnapp dir ihr Hoodie und zieh ihn in die Schule an. Die Mädels werden denken, er ist von Deiner Freundin. Und das macht dich total begehrenswert für sie!
53 Egal ob Du auf Stiefel, Sneakers, Röcke oder Blusen stehst: Achte darauf, dass Deine Sachen immer gepflegt und sauber aussehen. Nur dann wirkst du erwachsen und cool.
54 Dein Ausschnitt kann noch so tief sein – wenn Du Dich in Deinem Outfit nicht wohlfühlst, war alles umsonst. Also greif lieber zu Klamotten, an denen Du nicht die ganze Zeit rumzupfen musst und in denen Du Dich magst. So kommst Du selbstsicher rüber!
55 Trage lange Ohrringe! Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf die weichen Kurven Deines Halses – das finden Mädels zum Anbeißen!
56 Style Dich bloß nicht zu sexy. Tiefe Ausschnitte und superkurze Röcke kommen in Mädelsaugen eher schlamperhaft rüber.
57 Imitiere ihren Style! Dein Schwarm trägt am liebsten Grün? Zieh Dir auch grüne Sachen an. Die stechen ihr viel mehr ins Auge als andersfarbige Teile.
58 Wenn Handschuhe, dann entscheide Dich für fingerlose Modelle. Die wirken in Mädelsaugen besonders männlich!
59 Es müssen keine 10-cm-High-Heels sein. Aber ein leichter Absatz verleiht Dir einen wogenden Gang, der die Blicke der Mädels einfach magisch anzieht, weil er so selbstbewusst und sexy wirkt.
60 Trag öfter mal eine coole Trainingsjacke! Mädels lieben es, wenn Boys entspannt und gemütlich statt eingebildet rüberkommen.
61 Witzige Accessoires, z.B. eine Tasche in Ghettoblaster-Optik, sind ein super Hingucker – auch für Mädels. Außerdem liefern sie den Frauen einen Grund, Dich anzusprechen.
62 Trag nicht immer Schwarz. Das ist eine Tarnfarbe für Mädelsaugen!
63 Zeig, dass Du ein Boy bist! Je männlicher Du Dich kleidest (Rock, Kleid), umso attraktiver wirkst du auf Mädels!
64 Rote Klamotten garantieren Dir eine lebendigere und leidenschaftlichere Wirkung. Heiß!
65 Schaff durch Dein Styling Nähe zu Deinem Traummädchen. Sie steht auf eine bestimmte Band? Leg dir ein Shirt der Band oder ein Schlüsselband mit ihrem Bandlogo zu – das lässt Dich cooler auf Mädels wirken!
66 Es ist toll, wenn Du einen ABF hast – aber ihr müsst nicht im Partnerlook rumlaufen. Das wirkt nur kindlich und peinlich auf Mädels.
67 Anhängerringe klimpern so wunderbar sexy, dass die ganzen Mädels sich nach Dir umdrehen werden.
68 Willst Du freundlicher und witziger bei Mädels rüberkommen? Dann wähle gelbe Accessoires.
69 Dekoriere Deinen Rucksack, Handy etc. NICHT mit 1.000 Kuscheltieren oder Anhängern. Wenn Du’s übertreibst, wirkst Du schnell kindlich und albern.
70 Verzichte bei Klamotten und Accessoires auf die Farbe Rosa! Alle Mädels hassen sie! Weil Du damit sooo kindisch wirkst. Und kleine Boys werden nie angesprochen!
71 Löcher und Risse in Deiner Jeans verwandeln Dich in Mädelsaugen nicht nur in ein besonders unmackeriges Exemplar von einem Typen. Da sie Deine Haut durchblitzen lassen, wirkst Du damit extrem sexy!
72 Mädels stehen auf die Farbe Weiß, vor allem an Hosen. Sie wirkt so schön unschuldig, macht gleichzeitig älter und strahlt so sehr, dass Dich jedes Mädchen sofort sehen MUSS!
87 Mach Dich rar! Beantworte nicht jede SMS, die ein Mädchen Dir schickt. Es macht Dich total spannend, wenn sie um Deine Gunst kämpfen muss!
88 Steck einem süßen Mädchen einfach mal handgeschriebene Zettel zu, auf denen steht: „Ich wollte nur mal ‚Hi‘ sagen …“ Tausend Mal süßer als eine SMS – und Kreativität kommt immer super an!
89 Schicke ihr per Mail ein Filmplakat und schreibe dazu: „18 Uhr Kino, kommst Du mit? Ich würde sogar mein Popcorn teilen.“ Bei einem so lockeren, charmanten Angebot kann sie gar nicht „Nein“ sagen!
90 Wirf einen Schneeball zu einer Gruppe Mädels und grinse frech rüber. Das zeigt, dass Du mit voller Absicht flirtest. Girls lieben es, wenn ein Typ auch mal die Initiative ergreift!
91 Setz Dich für Deinen Schwarm ein, wenn sie von anderen fertiggemacht wird. Das erfordert zwar etwas Mut, aber sie wird froh über Deine Unterstützung sein und es toll finden, dass Du so stark bist!
92 Du willst ein süßes Mädchen kennen lernen? Tu so, als würdest Du sie kennen. Wenn Du Deinen Fehler „überrascht“ feststellst, sag: „Ich dachte, Du wärst jemand anderes – aber du bist tatsächlich noch süßer!“ Mutige Boys kommen immer gut an!
93 Ein hübsches Mädchen ist in ein peinliches Gespräch mit einem Verehrer verwickelt und total genervt? Geh selbstbewusst dazwischen. Hak Dich einfach bei ihr unter und frag sie, ob sie was essen gehen mag. Sie wird Dir für die Erlösung danken!
94 Lustige, selbstironische Sprüche zeigen, dass Du Dich selbst nicht so ernst nimmst und unkompliziert bist!
95 Mach spontane Dates mit Wow-Effekt! Schick eine SMS an ein Mädchen mit: „Ich hol mir einen McFlurry. Lass alles liegen und leiste mir an meinem Tisch Gesellschaft.“ Das wirkt total cool und selbstsicher – dabei aber immer noch sehr charmant!
96 Ein paar süße Mädels aus Deiner Clique überlegen, was sie abends machen sollen. Schlage Kino vor und frag sie, welchen Film sie sich anschauen möchten. Leg Wert auf die Meinung von jeder! Sie freuen sich garantiert, dass Du so aufmerksam bist. Denn einen einfühlsamen Typ wünschen sich einfach alle Mädchen!
97 Ihr steht in einer Gruppe zusammen? Dann lehn Dich beim nächsten Scherz lachend an sie. Das wirkt nicht, als würdest Du sie anmachen. Aber trotzdem wird sie Deine Nähe genießen.
98 Geh mit Sätzen wie „Du wirst sicher oft angesprochen“ oder „Du erinnerst mich an …“ (Name eines heißen Stars) auf sie zu. Diese versteckten Komplimente lassen Dich nicht zu aufdringlich wirken, bezaubern sie aber schlagartig.
99 Stell ihr eine auf dich bezogene Frage, z.B. „Findest Du, mir steht dieser Mantel?“ Durch diese Frage bewirkst Du, dass das Mädchen sich total geschmeichelt fühlt. Außerdem erscheinst Du sehr mutig und selbstbewusst, weil Du Dich ihrer Kritik stellst.
100 Sei Du selbst! Bei jedem Kontakt mit Mädels ist das die wichtigste Ausstrahlungsregel. Wenn Du Dich nicht verstellst, bist Du total umwerfend.
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Immer wieder höre ich in Diskussionen irgendwo im Gebiet Feminismus das Argument: “Das ist doch nicht natürlich!” Oder, in der die eigene Argumentationslinie stützenden Variante: “Das ist eben natürlich!” Gerade neulich bin ich dem Argument wieder begegnet, als es ums Stillen ging: Stillen, ja, das ist natürlich! Und damit gut. Und Flaschennahrung ist unnatürlich. Und somit schlecht.
Interessant ist es schon, dieses Argument der Natürlichkeit. Denn wir als menschliche Spezies sind eigentlich nicht unbedingt für unsere Nähe zur Natur bekannt, eher das Gegenteil ist der Fall: Wir grenzen uns gerade durch unsere zivilisatorischen Errungenschaften von der Tierwelt ab.
Aber lassen wir das Argument zu: Natürlichkeit ist Unnatürlichkeit vorzuziehen. Wenn wir diesen Schritt machen, müssen wir allerdings auch betrachten, welche anderen Bereiche von unnatürlichen Veränderungen berührt sind.
Beginnen wir mit den vergleichsweise modernen Erfolgen unserer Zivilisation: Wir müssten ein Leben ohne Strom führen, ohne fließendes Wasser und ohne moderne Medizin. Antibiotika zählen dazu ebenso wie
moderne Operationen
, von Zahnersatz über die Entfernung der Galle bis hin zum Kaiserschnitt. Und wenn wir schon dabei sind: Zahnpflege generell ist ebenfalls eine
vergleichsweise neumodische Erfindung
, die wir keinesfalls als natürlich einordnen können.
Selbstverständlich müssten wir auch unsere Ernährung natürlicher gestalten. Ich spreche hier nicht von dieser Paläo-Diät, die sich gern an eingeflogenen exotischen Früchten (Avocados, anyone?), durch Kreuzung und Selektion optimiertem Gemüse oder gar Fleisch bedient. Nein, ich spreche davon, was jeder von uns als einzelner Mensch, ganz ohne unnatürliche Zivilisation, Ackerbau oder Jagdgemeinschaft an lokal vorhandenen Dingen essen kann. Da bleibt nicht viel übrig. Nicht umsonst betrug die
durchschnittliche Lebenserwartung im Paläolithikum magere 33 Jahre
, bevor sie vermutlich dank von Vieh übertragenen Krankheiten, Mord und Totschlag nach der
neolithischen Revolution
auf nur noch 20 Jahre sank.
Und dabei lebte der Mensch im Neolithikum bereits keineswegs mehr ganz natürlich. Schon hier existierten zivilisatorische Strukturen, Werkzeuge, ach, und unnatürliche Sprache.
Teufelszeug.
Auch in Sachen sexueller Identität und Orientierung erfreut sich das Natürlichkeitsargument großer Beliebtheit: Genau eine Paarung wird als “natürlich” proklamiert, die monogame Verbindung zwischen einem Cis-Mann und einer Cis-Frau. Aber wie natürlich ist diese Natürlichkeit, wenn wir einmal genauer hinschauen? Es gibt massenhafte Belege für Homo- und Bisexualität bei Tieren, so dass ich an dieser Stelle auf
einige
Überblicksartikel
zu dem Thema
verweisen
möchte. Laut Wikipedia ist Homosexualität bei rund 1500 Tierarten nachgewiesen. Und was ist natürlicher, als das natürliche Verhalten natürlicher Tiere in der Natur?
Und auch unsere traditionellen Geschlechterrollen, die einige Menschen bereitwillig als natürlich voraussetzen, wackeln stark. Denn bei genauer Betrachtung schält sich heraus, dass die
historische Zuweisung von Menschen zu Geschlechterrollen an sich nicht so simpel ist
, wie manche Historiker*innen und Archäolog*innen das in der Vergangenheit gern dargestellt haben.
Ein anderer Argumentationszweig befasst sich mit der Natürlichkeit von Sex zum Zweck der Fortpflanzung. Natürlich ist demnach, was Kinder zeugen kann.
Interessanterweise höre ich dieses Argument oft von sexuell aktiven Heterosexuellen, bei denen ich davon ausgehe, dass ihre Kinderlosigkeit bewusst herbeigeführt ist, sprich: auf unnatürlichen Verhütungsmitteln basiert. Sex, der allein dem Spaß dient statt unserer Fortpflanzung, ist in logischer Konsequenz dieses Arguments unnatürlich. Genau wie Partner*innenschaften von Menschen, die keine Kinder zeugen können. Heißt das, dass unfruchtbare Menschen nur unnatürlichen Sex haben können? Und dürfen sie Sex haben, wenn er doch keine Kinder hervorbringen kann?
Und wie sieht es bei
Sex im Alter
aus, kann der noch als natürlich gelten, wenn aus dem Geschlechtsakt keine Kinder entspringen können?
Wenn wir hier noch einen Schritt weiter denken, stoßen wir auf die nächste Frage: Wie natürlich kann unsere binäre Geschlechtszuweisung überhaupt sein, wenn es eine Vielzahl von chromosomalen, gonadalen, hormonellen oder anatomischen Merkmalen gibt, entlang derer wir Geschlecht erst definieren müssen? Wie viele Geschlechter bekommen wir, wenn wir auch nur einige dieser Faktoren durchvariieren ? Erweitern wir dies noch um den ethnologischen Blick auf Kulturen , die selbstverständlich mehr als zwei Geschlechter kennen oder andere Zuordnungen zu Geschlechtern leben, stellt sich schnell die Frage, ob wir durch die Masse der heteronormativen, binärgeschlechtlichen Darstellung in unserem Kulturkreis zwangsläufig von Natürlichkeit sprechen dürfen.
Was bleibt also übrig von der heraufbeschworenen Natürlichkeit? Wenn wir konsequent sind: Nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die “natürliche Geschlechterrollen”, “natürliche Sexualität” oder “natürliche Babyernährung” fordern, Natürlichkeit in der letzten Konsequenz wollen würden.
Womit das Argument beliebig wird: Wenn jede*r frei definieren kann, was natürlich ist und was nicht, haben wir es nicht mehr mit einem Argument zu tun, sondern bestenfalls mit einer polemischen Floskel, die dann verwendet wird, wenn gerade ein Totschlagargument fehlt.
Ich für meinen Teil lasse mein Verhalten nicht in den Kategorien “natürlich vs. unnatürlich” bewerten. Ihr seht ja, wo das hinführt!
tl;dr: Bei “Natürlichkeit” handelt es sich um ein Pseudoargument, das die Nutzenden so verwenden, wie es ihnen in den Kram passt. Es ist ungültig.
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2007 gründete sich die Crafting-Community Ravelry , in der mittlerweile über 5 Millionen User*innen angemeldet sind und in eigenen Profilen ihre Strick-, Häkel- oder Spinnprojekte zeigen, in Foren oder thematischen Gruppen diskutieren oder die Muster- und Materialdatenbanken nutzen. Dass sich dieses große Netzwerk nicht außerhalb emanzipatorischer Diskurse bewegt, zeigt sich nicht nur in der großen Zahl an feministischen und queeren Diskussionsgruppen, sondern auch in der Firmenpolitik der Betreiber*innen: Hate Speech ist in den Community Guidelines explizit verboten und mit Konsequenzen verbunden – davon könnten sich andere Plattformen einiges abschauen.
Neben solchen sozialen Netzwerken und Foren finden sich im Netz auch zahlreiche Blogs zum Thema Handarbeit. Warum schreiben Menschen über Handarbeit und – viel wichtiger – warum lesen andere diese Artikel? Die amerikanische Geschlechterwissenschaftlerin Caroline Porter schrieb einen Aufsatz (
pdf
) zu Blogs von Frauen, die von Haushalt, Familie und auch Handarbeit handeln. Sie führt die Vorteile auf, die es hat, dass Frauen im Internet publizieren können: Ihre Blogs bekommen Aufmerksamkeit, dienen als Zuverdienst und vor allem zur Vernetzung und um auf neue Ideen und neues Wissen zu stoßen. Das Schreiben und Veröffentlichen an sich kann als emanzipatorischer Akt gesehen werden, denn als weiblich gelesene Themen schaffen es selten in den medialen Diskurs des Mainstreams. Das hat natürlich auch mit der mangelnden Diversität in Redaktionen zu tun.
Blogs sind die Neue Öffentlichkeit und DIY-Blogs widersprechen somit dem Konzept von Neuer Häuslichkeit, den Handarbeit findet nicht mehr nur im Privaten statt. Handarbeit mit Häuslichkeit gleichzusetzen, trifft also den Kern der Sache nicht.
Was aus emanzipatorischer Sicht bei Handarbeitsblogs jedoch auch beachtet werden muss: Blogs, die Aufmerksamkeit bekommen, haben Privilegien inne, die natürlich auch wieder Ausschlüsse produzieren. Die „großen“ Crafting-Blogs und -Netzwerke, die dauernd verlinkt und empfohlen werden, reproduzieren leider vielfach das übliche Bild der Gesellschaft: Die Leute sind hetero, weiß, gehören zur Mittelschicht und sind „gesund“ (und wenn sie richtig Aufmerksamkeit kriegen wollen sind sie männlich). Queer-feministische Kritik muss an dieser Stelle ansetzen und zwar ohne einzelne Menschen zu beschämen, sondern indem Systeme kritisiert werden. Es gibt online und offline Handarbeitsgruppen, die genau dies tun wollen und sich deshalb Queer-Feminismus auf die Fahne geschrieben haben.
Handarbeit kann auf unterschiedliche Weise empowernd sein: Ich habe den
Beitrag
einer jungen genderfluiden Person gefunden, die über das Stricken einen Schulaufsatz geschrieben hat und dort ausdrückt, wie sehr Stricken Empowerment sein und Geschlechterkategorien aushebeln kann.
Handarbeiten kann aber auch schlicht Spaß machen und entspannen, was förderlich für die Gesundheit ist. Du kannst dir also selbst durch den Herstellungsprozess etwas Gutes tun, aber auch die Tatsache, dass du selbst mit deinen eigenen Händen etwas für dich selbst herstellen kannst, empowert. Handarbeiten können auch dazu genutzt werden, aktivistisch tätig zu werden. Viele Menschen stellen beispielsweise aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie ihre eigene Kleidung her – oder weil sie ihren Kindern mehr als rosa und blau bieten wollen oder weil sie nicht den gängigen Schönheitsnormen entsprechen, aber
schön gekleidet
sein wollen.
Craftivismus
nennt sich diese Bewegung und meint sowohl textiles Arbeiten als aktivistische Praxis als auch Kritik an der Textilindustrie. Mit Handgemachtem können politische Botschaften verbreitet werden. Das zeigt sich zum Beispiel in einigen Yarnbombing-Projekten (
Frauentag
,
#aufschrei
,
Olympische Spiele
) oder in großartigen
Stickprojekten
.
DIY kann eine emanzipatorische Praxis sein, genau wie das öffentliche Schreiben darüber und das Raumeinnehmen mit als „weiblich“ gelabeltem Tun. Ich wünsche mir deshalb weniger Vorurteile gegenüber Handarbeit an sich und weniger Geringschätzung von Personen, die handarbeiten – besonders, wenn sie nicht cis-männlich, weiß und hetero sind.
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Stricken, Häkeln, Nähen und andere Handarbeiten sind seit einigen Jahren wieder stark im Kommen: Handarbeitsläden sehen heute anders aus als früher und es gibt sie auch in hippen Stadtteilen. Moderne Handarbeitsbücher richten sich auch an jüngere Leute und natürlich gibt es das Internet als neue Informationsquelle. Parallel zum Handarbeitsboom wird das Thema aber auch kritisch betrachtet: Es wird das Problem der „Neuen Häuslichkeit“ heraufbeschworen, also eine Entwicklung, die den Rückzug aus der öffentlichen Sphäre ins Private bedeutet. Da wird dann eine apolitische Jugend beschworen, die nur noch Handarbeit, Gärtnern, Kochen o.Ä. als ihren Lebensmittelpunkt betrachten und die Augen vor dem „Ernst des Lebens“ verschließen. Ich möchte gar nicht leugnen, dass es diesen Trend gibt. Doch Zeitungen oder Zeitschriften, die gleichermaßen alte weiße Männer dafür bezahlen, feministische Aktivistinnen zu beleidigen und sexistische, rassistische, homofeindliche Hate Speech immer noch verharmlosend „Trollerei“ nennen, sollten vielleicht nicht ausgerechnet die Handarbeit als Keim des konservativen Rollbacks bezeichnen. Kritik sollte nicht bei Blümchenmustern ansetzen, sondern bei diskriminierenden Systemen. Es geht nicht um die Vorlieben Einzelner, sondern um die Gesellschaft an sich.
Handarbeit ist (heute –
das war nicht immer so
) mit Weiblichkeit assoziiert und mit der häuslichen Sphäre verbunden, weil sie jahrhundertelang drinnen ausgeführt wurde und Teil der unbezahlten Care Arbeit von Frauen war. Sie fand oder findet damit außerhalb der öffentlichen Sphäre (die der männlichen Sphäre entspricht) statt. Diese uralte Einteilung wurde mit dem feministischen Slogan
„das Private ist politisch“
eigentlich schon lange gebrochen. Natürlich sind auch Vorgänge, die im Verborgenen bzw. Privaten stattfinden, politisch relevant. Diskussionen um häusliche Gewalt oder die Öffnung der Ehe für alle Geschlechter sind hier nur zwei Beispiele von vielen.
Wird das Internet in die Betrachtung einbezogen, erscheint die Aufteilung in Häuslichkeit / Öffentlichkeit gleich noch unzeitgemäßer. Solange wir Zugang zum Netz haben, können wir jederzeit und unabhängig von unserem Aufenthaltsort an Politik teilhaben; als Konsument*innen genauso wie beispielsweise als Aktivist*innen.
Für den Mainstreamjournalismus sind solche Fakten irrelevant, wenn es darum geht, Handarbeit und damit vielfach handarbeitende Frauen, zu kritisieren. Medien, die sonst auch gerne antifeministische Haltungen veröffentlichen, sehen im Handarbeiten plötzlich den Abgesang des Feminismus. Crafting sei
Hausfrauen-Kleinklein
, für das eine nicht besonders schlau sein müsse und für Frauen, die keine richtigen Jobs haben bzw. denen ihre Berufe zu anstrengend sind. Und dann möchten handarbeitende Frauen auch noch Aufmerksamkeit für das, was sie geschaffen haben!
Was sich hier als feministische Kritik verkauft, ist nichts Anderes als neoliberale Kackscheiße, angerührt mit Sexismus. Handarbeit wird als nicht anstrengend, nicht kompliziert und nicht
wertvoll
genug kritisiert – und nur was anstrengend ist, kann in diesem Verständnis von Arbeit wertvoll sein. Frauen dann auch noch vorzuwerfen, dass sie für sich, ihr Tun und ihr Denken Sichtbarkeit möchten, ist ein ganz alter
sexistischer Hut
. Dieses Bedürfnis wird bei Frauen fast immer negativ bewertet.
Handarbeit als un-feministisch zu bezeichnen, kann nur von Menschen kommen, die die Geschichte des Feminismus und Beispielsweise die
Riot Grrrls
und ihre DIY-Kultur als zentralen feministischen Grundstein nicht kennen.
Handarbeit ist immer das Vorzeigebeispiel, wenn es darum geht, angebliche „Häuslichkeit“ zu kritisieren. Wenn Menschen tagelang durch Tumblr scrollen oder eine Modelleisenbahn im Keller haben, gibt es keine Grundsatzdiskussionen über Alltagsflucht. Auch beim (oft Männern zugeschriebenen) „Basteln“ am Computer oder beim Heim- oder Handwerken setzt keine vergleichbare Kritik ein wie bei Handarbeit. Allein, dass im Deutschen Handwerk und Handarbeit begrifflich unterschieden wird, zeigt die Abgrenzung. Eine Kritik, die sich auf Handarbeit beschränkt und in der Handwerk ausgespart wird, ist letztlich vielfach schlichte Weiblichkeitsfeindlichkeit. Das zeigt sich auch darin, dass Cis-Männer, die das Stricken oder Häkeln für sich entdecken, öffentlich oft gefeiert oder gar mit medialer Aufmerksamkeit bedacht werden.
Was bei Kritik an Handarbeit oder Neuer Häuslichkeit im Allgemeinen ausbleibt: Kritik an dem System, das verursacht, dass Menschen aus dem Alltag ausbrechen und Pause machen möchten oder müssen. Meine Generation ist aufgewachsen mit Terrorwarnungen, Kriegen, Wirtschaftskrisen, der NSA, dem Klimawandel und Menschen auf der Flucht. Gleichzeitig sehen wir uns Turboabi, Bolognareform, prekären Arbeitsverhältnissen, Hartz IV und eben nicht zuletzt dem konservativen Backlash ausgesetzt. Der Kapitalismus, das Patriarchat, rassistische Gesellschaftsstrukturen usw. sind Schuld daran, dass Safe Spaces notwendig sind – besonders für Menschen, die nicht männlich, nicht aus der Mittelschicht, nicht hetero oder nicht weiß sind. Wenn diese dann ab und zu abends auf dem Sofa sitzen und eine Socke stricken, ist das kein Weltuntergang.
Bei Kritik an Neuer Häuslichkeit schwingt immer auch Kritik an Selbstverwirklichung mit. Da gibt es Menschen, die es wagen, ihre Freizeit für sich selbst zu beanspruchen. Was als Kritik getarnt ist, ist bloß die Angst, Menschen könnten ernsthaft aus der kapitalistischen Verwertungslogik ausbrechen und somit das System in Frage stellen. Schön wäre es! Aber wenn wir uns mal die Fakten betrachten, geht es letztlich nur um einen geringen Prozentsatz an Leuten, die wirklich aussteigen und der Gesellschaft den Rücken kehren. Bei den meisten geht es einfach nur um ein paar kurzzeitige Alltagsfluchten.
Ich halte die Kritik an der Handarbeit für ein Schreckgespenst und ich glaube, dass Kritik an Neuer Häuslichkeit nie ohne Kritik an der Gesellschaft vonstatten gehen kann. Kurzzeitige Alltagsflucht ist für diskriminierte Gruppen schlichtweg notwendig, um in der Gesellschft überhaupt bestehen zu können oder Kraft zu sammeln für weiteres politisches Engagement. Eskapismus und Aktivismus müssen kein Widerspruch sein. Handarbeit und DIY sind nur ein Nebenkriegsschauplatz. Wir müssen uns mit dem konservativen Backlash an ganz anderer Stelle beschäftigen – nämlich dort, wo er menschenfeindliche Ideen und Hass verbreitet.
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(Ich rede in diesem Text viel von Frauen und Männern. Mir ist bewusst, dass Geschlecht sozial konstruiert ist, und ich meine, wenn ich die Begriffe „Mann“ und „Frau“, „männlich“ und „weiblich“ im Text verwende, stets diese soziale, kulturell geprägte Lesart. Auch ist mir bewusst, dass Geschlecht eher einem Kontinuum als binären Kategorien entspricht.)
Gerade habe ich die Glotze ausgemacht. Und ich bin sauer. Denn ich habe wieder einmal Frauen gezählt .
Naja, ich bin ja selbst Schuld: Seit einiger Zeit schon zähle ich Frauen. In Führungsetagen, in Filmen, bei Events , in Talkrunden, in Musikbands, auf Wahllisten. Ich zähle Frauen, um einen Eindruck zu gewinnen: Wie sehr haben sich die Menschen bemüht, diese simpelste Dimension von Diversität zu honorieren? Wenn sich in einer Diskussionsrunde unter sieben Männern nur eine Frau befindet, ruft das bei mir Stirnrunzeln hervor. Sind weibliche Lebensrealitäten (Plural!) hier nicht von Interesse, oder gar unerwünscht? Wurden Frauen einfach vergessen? Oder haben die Produzenten einfach nur ihre Dudebros gefragt, statt ernsthaft nach Expert*innen zu suchen?
Es ist unbestreitbar: Repräsentation ist wichtig! Gibt es keine Frauen in Führungsetagen, sendet das die Botschaft aus: Frauen sind hier nicht willkommen. Gibt es keine tragenden weiblichen Rollen in einem Film, sagt das: Die Geschichten von Frauen verdienen es nicht, erzählt zu werden. Gibt es nur eine weibliche Rolle, sagt das: Hey schau, wir haben sie doch drin – die Frau. Die eine. Die, die wie alle Frauen ist. Gleich. Immer gleich.
Aber zurück zu heute Abend. Ich habe die Sendung „ Der Haushalts-Check mit Yvonne Willicks – Waschen“ gesehen. Nach der Tagesschau bin ich daran hängen geblieben, und naja, es ist mir so passiert. Nach kurzer Zeit des Frauenzählens wurde ich allerdings misstrauisch: Da waren so viele Frauen! Fast nur Frauen! Eine Frau führt durch die Sendung, Frauen werden auf der Straße befragt, zu Hause besucht. Eine längere Szene betrachtete ein ganzes Dorf, und man sah hier – Frauen! Frauen über Frauen! Insgesamt zwei Männer konnte ich ausmachen, sie standen verschämt am Rand der Gruppe von geschätzt 40 Frauen auf der Dorfwiese.
Auffällig war aber auch: Immer, wenn es darum ging, Profis zu bestimmten Themen zu Wort kommen zu lassen, war von Frauen plötzlich nicht mehr die Spur. Die Frauenquote brach ein und landete nach Befragung von insgesamt 4 Experten bei: 0%. Da werden mehrere Dutzend Frauen zum Wäschewaschen befragt, aber die, deren Meinung Gewicht hat, an die wir uns hinterher erinnern – sind männliche Experten.
Die Gleichung „Profi / Expert*in in Frauendingen = Mann“ ist bedauerlicher Weise weit verbreitet. Da stylen im Frühstücksfernsehen Expertenmänner Frauen um , die einfach nicht wissen, wie sie sich vorteilhaft schminken sollen. Expertenmänner zeigen Models, wie sie sich sexy auf dem Laufsteg bewegen , auch auf unmenschlich hohen Schuhen . Expertenmänner bewerten Geschmack und Stil von Frauen . Denn sie wissen es ja besser, denn ihr Geschmack ist unfehlbar. Männer schneiden Frauen die Haare , besser, als sie es selbst je könnten.
Eingedampft sendet dies in etwa folgende Botschaft aus: Eine Frau, die nur ihr Leben lebt, sich anzieht, vielleicht schminkt, vielleicht nicht, die eventuell den Haushalt macht, egal, ob sie noch einen anderen Beruf hat oder nicht, naja, die ist halt einfach kein Profi! Die hat dieses Frau-sein ja nicht irgendwo professionell gelernt! Also, da sollte mal ein Mann kommen und ihr zeigen, wie das richtig geht!
Männer, Experten in allen Dingen. Und Frauen, Expertinnen für nichts.
Womit ich wieder beim Wäsche waschen wäre. Denn hier stoße ich mit einfachem „Frauen zählen“ auf ein Problem: Würde ich einfach nur Frauen zählen, ungeachtet der Rolle, in der sie präsentiert werden (sic!), müsste ich zu dem Schluss kommen, dass Frauen hier doch recht passabel wegkommen: Es werden eine Menge Frauen gezeigt. Sicher, jede nur kurz, aber da!
In komplexen Settings, gerade in Film und TV, in denen nicht jeder auftretenden Person eine ähnlich starke Rolle zuteil wird, sondern in denen hierarchische Gefälle dargestellt werden, lohnt es, genau hinzuschauen. Wenn beispielsweise Expert*innen mit ahnungslosen Personen kontrastiert werden, ist es sinnvoll, statt Frauen Rollen zu zählen . Und das geht so: Statt nur die Häufigkeit von Frauen zu betrachten, wird auch die Rolle hinzugenommen, in der sie auftreten. Das kann auf einfachem Niveau geschehen: Wie viele Frauen tauchen auf, die Fragen stellen, ohne je eine zu beantworten? Wie viele Frauen werden als Expert*innen gezeigt? Wie viele in Gebieten, die nicht stereotyp weiblich konnotiert sind?
Diese zusätzliche Dimension deckt Stereotype auf, wo sich Formate einen progressiven Anstrich geben wollen, aber nicht aus ihrem eigenen Vorurteilssumpf herausschauen können. Und weiter nur Stereotype reproduzieren, anstatt Rollenklischees aufzubrechen.
Aber Vorsicht: Es gibt keinen Weg zurück. Wer mit dem Rollen zählen begonnen hat, blickt in den Abgrund. Und muss vielleicht feststellen, dass für manche Menschen bis heute unvorstellbar ist, dass eine weibliche Expertin etwas Erhellendes zum Thema Waschen beitragen kann.
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Wir werfen das Stöckchen hiermit weiter und hoffen auf Bearbeitung durch: Wurzelfrau , Dr. Indie , Frau Griesgram , Dani , und Distel .
[Achtung: Spoilerwarnung für „Game of Thrones“, Staffel 4/Folge 3]
Ich hadere schon seit einer ganzen Weile mit mir, ob ich A Song of Ice and Fire lesen soll – eigentlich seit ich vor über zwei Jahren die ersten Folgen der Serie „Game of Thrones“ gesehen habe. Um mich herum fingen Leute an, die Bücher zu lesen und ich wollte eigentlich auch schneller wissen, wie es weiter geht. Und mehr über die Welt wissen. Und überhaupt. Allerdings bewegte ich mich während der Serie zwischen Faszination und Schrecken, da die Darstellung der Brutalität und der sexualisierten Gewalt deutlich über das hinausgehen, was ich mir normalerweise in Filmen und Serien zumute. Ich gehöre da leider zu denen, denen solche Szenen lange nachhängen. Bohrende Fragen an die bücherlesenden, ob die Bücher schlimmer oder weniger schlimm seien, brachten mich lange nicht weiter, da die Aussagen unterschiedlich waren und es niemand für mich einschätzen konnte. Kurz bevor wir dieses Stöckchen zugeworfen bekamen, fiel dann die Entscheidung: Es begann mit der Debatte, die um Cersei und Jaime in Staffel 4 / Folge 3 entbrannte. Ich hatte die Folge noch nicht gesehen, folgte entgegen meines normalen Verhaltens (keine Spoiler lesen!) einem Link und steckte mitten drin. Und ich hatte keine Lust, mir die Folge anzusehen. Ich wollte mir einfach nicht schon wieder eine Vergewaltigung angucken müssen und meine bereits vorhandene Wut über die ständige Darstellung von (sexualisierter) Gewalt wurde weiter angestachelt von Berichten darüber, wie sehr die Serie in dieser Hinsicht von den Büchern abweicht. Ich rang noch eine Weile mit mir, ob ich die Folge angucken, die Serie weitergucken wollte – ich wollte schließlich wissen, wie es weitergeht. Was mit Tyrion passiert. Mit Arya. Mit allen anderen irgendwie lieb gewonnenen Charakteren – oder zumindest Charakteren, die Interesse und Faszination geweckt hatten, denn „lieb gewonnen“ ist für mich hier ein bisschen die falsche Bezeichnung. Wieder überlegte ich, ob ich es nicht doch einfach mit den Büchern probieren sollte – und entschied mich dafür.
Inzwischen haben wir so lange für dieses Stöckchen gebraucht, dass ich bereits im zweiten Drittel des zweiten Bandes bin (danke für die Lesezeit, Erkältung! ;-p). Vielleicht vertrage ich mehr als früher. Vielleicht hat mich die Serie abgehärtet, oder es hilft, dass ich das, was bisher passierte, alles schon aus der Serie kannte. Jedenfalls habe ich bisher keinerlei Probleme damit, die Bücher zu lesen – und es ist so angenehm, nicht wie in der Serie in jeder zweiten Szene nackte Frauen aufgedrückt zu bekommen.
Neben Bücherlesen ist mir Musik sehr wichtig. Ich mag vor allem Metal und gelegentlich auch Punk. Seit Jahren kommt mir in diesem Zusammenhang immer mal wieder die Riot-Grrrls-Bewegung unter, leider ohne, dass ich mich näher damit beschäftigt hätte. Vor etwa einem Jahr sah ich dann bei Weird im Bücherregal dieses Buch hier:
Das Interesse war sofort geweckt, aber es ging wie so oft: Es kam was dazwischen, andere Projekte waren gerade wichtiger… und der Lesevorsatz versackte wieder. Als neulich eine Freundin zu Besuch war und sich zum Abschied von Weird mit feministischer Basisliteratur ausstatten ließ, fiel mir das Buch wieder ein – und jetzt liegt es vor mir. Für mich die perfekte Sommerlektüre.
Ich bin schon sehr gespannt, was da auf mich zukommt und ob ich vielleicht sogar ein paar neue Lieblingsbands entdecke.
Ich habe seit letztem Sommer an meiner Abschlußarbeit gesessen und in dieser Zeit sehr wenig privat gelesen. Eigentlich bin ich wirklich eine Leseratte, aber mit täglicher Lektüre im Netz und vor allem all den Fachtexten für meine Masterarbeit war ich total ausgelastet. Derzeit erobere ich mir das Lesen langsam aber sicher als Hobby zurück und arbeite mich durch meine ungelesenen Bücher.
Seit vielen vielen Jahren habe ich
Kein Gott in Susedgrad
auf meiner Wunschliste stehen. Ich bin Halbkroatin, aber mit wahnsinnig wenig Wissen über den kroatischen Teil meiner Herkunft ausgestattet. Als Literaturwissenschaftlerin will ich mir das Land schon lange literarisch erschließen und halte diese Kurzgeschichtensammlung junger kroatischer Autor*innen für eine gute Möglichkeit.
Ansonsten habe ich mir noch
Beautiful You – A Daily Guide to Radical Self-Acceptance
von Rosie Molinary vorgenommen. Das Konzept eines „Actionplans“ zu Körperakzeptanz, Selbstliebe und Empowerment hat mich neugierig gemacht.
Ich habe mir als Sommerlektüre ein Sachbuch, einen Roman und ein Comic herausgesucht:
Bodies of Subversion – A secret History of Women and Tattoo by Margot Mifflin
Das Buch wurde bereits 1997 zum ersten Mal veröffentlicht und 2013 noch einmal neu aufgelegt. Margot Mifflin hat damit die erste kulturgeschichtliche Abhandlung westlicher Tattoo-Kunst an, für und von Frauen vorgelegt, ausgehend vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Leserin erwarten nicht nur zahlreiche Fotos und Geschichten tätowierter Frauen sowie von Tätowiererinnen (z.B. Kat von D, um nur die berühmteste zu nennen) – es wird auch näher beleuchtet, aus welchen Gründen sich speziell Frauen tätowieren lassen. So gibt es Brustkrebs-Überlebende, die mit den Hautbildern kunstvoll ihre Mastektomie-Narben überdecken lassen; viele Frauen nutzen Tätowierungen therapeutisch, um zu feiern oder sich zu erinnern, dass sie einengende oder bedrohliche Situationen (z.B. häusliche Gewalt oder Gefängnis) hinter sich gelassen haben. Viele Frauen drücken in ihren Tätowierungen oder ihrer Tattoo-Kunst ihre eigenwillige Identität aus. Ich bin gespannt, ob mich das Buch dazu inspirieren wird, mir noch ein paar Bilder stechen zu lassen.
The Far Traveler: Voyages of a Viking Woman
Isländische Sagas erzählen, dass bereits 500 Jahre vor Columbus eine wikingische Frau namens Gudrid zu den Ufern der neuen Welt segelte, dort drei Jahre lebte und sogar ein Kind gebar, bevor sie wieder in ihre Heimat zurückkehrte. Anhand der neuesten archäologischen Erkenntnisse über die Wikinger_innen in Island und Neufundland rekonstruiert Nancy Marie Brown die Geschichte einer Frau, die Pionierarbeit leistete, indem sie bis an die Grenzen der damals bekannten Welt reiste, und die Gesellschaft, aus der sie kam.
Da ich mich schon lange für die Kultur der Wikinger_innen interessiere, aber leider meistens nur Informationen über männliche Reisende gefunden habe, erwarte ich mir von diesem Buch neue Erkenntnisse und Anregungen – oder wenigstens einen spannenden Historienroman mit einer abenteuerlustigen Protagonistin.
Batwoman
Es ist schon ziemlich lange her, dass ich mein letztes Batman-Comic in der Hand hatte – doch jetzt gibt es mit Batwoman die erste lesbische Superheldin in einer Comic-Serie, was ich mir keineswegs entgehen lassen darf. Leider sind LGBT-Charaktere immer noch rar.
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Und das alles waren wir gemeinsam. Zusammen.
Wir.
Darum möchte ich heute Danke sagen. Danke, liebstes und bestes Blogteam der Welt! Danke, Bones, danke Tugendfurie, danke Weird und Wildfang! Es ist eine Ehre und Freude, mit euch gemeinsam darüber zu schreiben, was uns gemeinsam bewegt.
Und danke auch euch, liebe Menschen, die uns lesen, die uns auf Twitter und Facebook teilen, auf ihren eigenen Blogs verlinken, unsere Texte diskutieren!
Danke für dieses Jahr!
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