Mir ist gerade der Kragen geplatzt. Die ARD ruft zu so genannten „Toleranzwochen“ auf, um in verschiedenen Sendungen von selbsternannten Expert_innen mal wieder durchdiskutieren zu lassen, was sich Leute, die ohnehin schon privilegiert sind, noch alles von Diskriminierten gefallen lassen müssen – und was nicht.
Wer Genaueres darüber erfahren möchte, kann das hier nachlesen: Toleranzwoche bei der ARD: Spiel ohne Reflexion
Ich hab diese Verachtung so satt! Ich bin eine lesbische Frau*. Und ich frage mich, was wir – die “Unnormalen” – uns eigentlich noch alles bieten lassen müssen. Und ob meine Toleranz gegenüber Privilegierten nicht langsam am Ende ist. Deshalb möchte ich die ARD und diejenigen, die als sogenannte „Norm“ und Mehrheit gelten, auch mal was fragen:
Müssen wir es uns gefallen lassen, nicht die gleichen Rechte wie unsere Mitbürger_innen zu haben?
Müssen wir es uns gefallen lassen, in den öffentlich rechtlichen Programmen diskreditiert zu werden? Damit es weiter salonfähig bleibt, unser Leben und unsere Menschenwürde zu diskutieren?
Müssen wir es uns gefallen lassen, als öffentliches Ärgernis zu gelten, wenn wir uns einfach im Alltag frei auf der Straße bewegen?
Müssen
wir
es uns gefallen lassen, dass unser Intimleben ständig als pervers, gestört und unnormal bezeichnet wird?
IHR MACHT MICH KRANK!
Müssen wir es uns eigentlich gefallen lassen, von anderen nie gefragt zu werden, was wir uns alles gefallen lassen müssen?
Wo ist eure Empathie? Wo ist eure Menschlichkeit? Eure Nächstenliebe? Fragt uns doch einfach mal! Wie es uns bei alldem geht. Wie weh das tut, ständig verletzt zu werden und von anderen nur ein Schulterzucken zu kassieren, wenn eins diese Probleme anspricht.
„tolerare“ = erleiden, erdulden : Wir leiden unter euch , verdammte Scheiße, nicht umgekehrt.
[Tipp: Zum Begriff Toleranz hat @sanczny auch schon Gedanken aufgeschrieben: Toleranz ist Nettigkeit für Menschen, die anders sind, nachdem wir sie anders gemacht haben.
Und noch ein kurzer und wichtiger Nachtrag:
Die SZ hat das Thema genau mit dem richtigen Fingerspitzengefühl behandelt: Hier berichten Diskriminierte über ihre Erfahrungen im Alltag. Damit wird sehr gut vor Augen geführt, wie sich hinter scheinbar harmlosen Fragen/Kommentaren Rassismus, Ableismus, Heterosexismus versteckt – und wie Betroffene unter diesen beständigen Sticheleien leiden: Ausgrenzen mit vier Buchstaben